Konrad Adenauer kennen wir als redegewaltigen Kölner Oberbürgermeister und ersten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Doch Adenauer war nicht nur Politiker, sondern auch ein Tüfler. So beschäftigte er sich mit dem elektrisch beleuchteten Stopfei oder einem elektrisch betrieben Besen, der Ungeziefer entfernen sollte. Doch eine Erfindung ist den Kölnern noch heute in Erinnerung: Das „Notzeitbrot“ oder auch „Adenauer-Brot“.
Adenauer: Selbst ist der Mann
Als Erster Beigeordneter der Stadt Köln war Adenauer im 1. Weltkrieg für die Versorgung der Kölner mit Lebensmitteln verantwortlich. Und Brot war damals knapp. Daher entwickelte Adenauer zusammen mit den Kölner Bäckern Jean und Josef Oebel (hier) ein Brot auf Maismehl-Basis, das sättigt und aus Rohstoffen hergestellt wird, die zur damaligen Zeit nicht knapp oder rationiert waren. Am 2. Mai 1915 bekam Adenauer vom Kaiserlichen Patentamt das Patent auf das vom ihm entwickelte „Verfahren zur Herstellung eines dem rheinischen Roggenschwarzbrot ähnelnden Schrotbrotes“. Für das Broz wurde kein Weizen verwendet, sondern Mais. Da dieser bis dato vor allem als Nahrungsmittel für Tiere verwendet wurde, verunglimpften die Kölner das Adenauer-Brot als „Viehfutter“. Die Eigenschaften, die heute ein gutes Bio- oder Vollkornbrot ausmachen, waren 1915 nicht beliebt.
Rezept für das Adenauer-Brot
Der Aufwand für dieses Brot ist nicht zu unterschätzen: Zunächst wird der nicht backfähige Maisgrieß im Backofen auf dem Blech bei 200 °C – bei mir etwa 20 Minuten – gedarrt, also leicht angeröstet. Anschließend wird ein Maisbrühstück hergestellt, damit ein Teil des Maisgrießes bereits zur Teigbereitung verquollen ist. Sowohl das Darren und das Maisbrühstück verbessern die Qualität und den Geschmack des Brotes. Versäuert wird das Brot mit einem Gerstesauerteig, auch das trägt zur Qualitäts- und Geschmacksverbesserung bei. Zur weiteren Geschmacksverbesserung werden noch Brotgewürz (Kümmel, Anis, Fenchel, Koriander u.ä.) empfohlen.
Zutaten
H BRÜHSTÜCK
100 Gramm Maisgrieß, gedarrt
50 Gramm Gersteflocken
200 ml Wasser, heiß
H GERSTE-SAUERTEIG
7 1/2 Gramm Roggensauerteig
75 Gramm Gerstemehl
60 ml Wasser
H TEIG
350 Gramm Brühstück
137 Gramm Gerste-Sauerteig
100 Gramm Maisgrieß, gedarrt
50 Gramm Gerstemehl
50 Gramm Reismehl
50 Gramm Weizenkleie
25 Gramm Maltodextrin (Apotheke)
3 1/2 Gramm Trockenhefe entsprechend 12,5 g Frischhefe
9 Gramm Salz
1 Gramm Brotgewürz
90 Gramm Wasser, ca
Für das Brühstück das Getreide mit kochendem Wasser übergießen und 2-4 Stunden stehen lassen. Die Zutaten für den Gerstesauerteig miteinander verkneten und ca. 15 Stunden reifen lassen.
Die Renaisscance im Jahre 1975: „Konnys Stolz“
1975 sollte das Adenauer-Brot außerhalb des Notzeit Wiederaufersteheung feiern: Die Hamburger Brotkette „Nur hier“ wollte das Brot in ihr Sortiment aufnehmen. Kastenförmig sollte es „Konnys Stolz“ heißen. Ein Brotaufkleber wurde bereits entworfen: Man bediente sich einer bekannten Postkarte mit dem Konterfei des CDU-Politikers und montierte auf den Kopf von Konrad Adenauer kurzerhand eine Bäckermütze. Doch die Erben des 1967 verstorbenen Politikers verweigerten die Zustimmung – und das Brot kam dann doch nicht ins Sortiment.
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