Tünnes und Schäl kennt jeder Kölner. Wenig bekannt ist jedoch der Ursprung der beiden Charaktere: Entstanden sind sie im vorherigen Jahrhundert im Hänneschentheater. Zu den beiden Ur-Kölnern gibt es nahezu unzählige Witze und Verzällcher und jedes Jahr kommen weitere hinzu. Tünnes ist der bäuerlich-deftige Kerl. Schäl ist der hinterhältig-listige Vertreter kölner Männlichkeiten. Beide verkörpern das, was hunderttausenden von Kölner von Geburt an ins Blut gelegt worden ist und noch wird: Kölsche Eigenarten, für Nichtkölner mitunter schwer verständlich, weil so manche Eigenart als Unart verstanden wird. Völlig zu Unrecht.
Tünnes, der lustige Fuss mit Knollennase
Tünnes ist ein einfacher Bauer, der die Kleidung eines Fuhrmannes der Kohlbauern trägt, die es im Kölner Norden besonders viel gab. Im „Original“ hat er einen blauen Kittel mit rotem Halstuch über heller Hose an. Die Holzschuhe an seinen Füßen sollten niemanden verwundern, denn sie wurden nicht nur in Holland, sondern auch bei uns früher auf dem Feld getragen. Das Halstuch ist nicht das einzige, was am Tünnes rot ist: er ist auch „ne Fuss“, was in Köln angeblich besonders häufig vorkommen soll, da die Kölner eine Mischung aus schwarzhaarigen Römern und blonden Germanen sind, was bekanntlich zu rothaarigem Nachwuchs führt. Und selbst die Nase ist beim Tünnes rot, denn er kann schon mal ein Tröpfchen vertragen. Vom Gemüt her ist er eher simpel, und wenn er mal etwas Schlimmes anstellt, dann fast immer nur aus Unwissenheit. Der Name „Tünnes“ kommt von Anton, wird aber auch manchmal als Bezeichnung für jemanden verwendet, den man für dumm hält:
„Dat is ne Tünnes!“
Schäl, der feine Lebemann
Schäl gibt sich ganz als feiner Lebemann im guten Anzug und mit Hut. Doch die vornehme Kleidung kann nicht verbergen, dass er eher „halbseiden“, d.h. ein kleiner Gauner ist. Sein Name bedeutet „schielend“. Und wirklich stehen seine Augen entsetzlich überkreuz.
Jeder Kölner denkt bei diesem Wort aber auch gleich noch an etwas anderes, nämlich daran, dass das rechte Rheinufer als „schäl Sick“, also „schielende Seite“ bezeichnet wird. Gerne wird heute behauptet, dieser Name rühre daher, dass die Deutzer immer neidisch vom anderen Ufer auf das schöne Altstadtpanorama „herüberschicken“. Wahrscheinlicher ist es aber wohl, dass der Name aus dem Mittelalter stammt. Damals wurden die Schiffe von Pferden den Rhein hinaufgezogen. Diese Treidelpferde trugen Scheuklappen, und da sagten die reichen Kölner gerne: „Wenn die die andere Rheinseite sehen wollten, dann müssten sie ja (an den Scheuklappen vorbei) schielen können.“ Damit zeigte man deutlich, was man vom rechten Ufer, wo es vor allem kleinere Fischerdörfer gab, hielt: nämlich gar nichts. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass auch erst Ende des vorigen Jahrhunderts rechtsrheinisch eingemeindet wurde. Als erster Ort kam 1888 Deutz zu Köln. Bis dahin hatte sich die Stadt nur auf dem linken Ufer erstreckt, und schon in der Römerzeit war die andere Seite „Feindesland“ gewesen.
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