Kölner Hänneschen

Bild eines Werbeplakats vom Kölner Hänneschen

Die Puppenspiele der Stadt Köln, et Kölsch Hännesche, sind aus dem kulturellen Leben der Stadt Köln nicht wegzudenken. Karten nur sehr schwer zu ergattern. Wenn zur Karnevalszeit die Puppensitzungen anstehen, campieren die Kölner mit Klappstuhl, Frikadellen, Kartoffelsalat, Tee, Kaffee und Kölsch schon am Abend vor Beginn des Kartenverkaufs vor der Spielstätte, um eine der begehrten Karten zu erlangen. Selbst bitterkalte Nächte halten sie nicht davon ab. Es haben sich Gemeinschaften gefunden, für die jedes Jahr das Warten zum Event geworden ist. Die Faszination der Puppenspiele erklärt sich daraus, dass der Kölner sich und seine Lebensart perfekt in den Handlungen erkennt. Die Stücke werden auf Kölsch dargeboten, manchmal aber auch auf „Hochdeutsch mit Knubbele“, also rheinisches Deutsch versetzt mit lokalen Einsprengseln.

Gegründet von dem Bonner Johann Christoph Winters

Bild vom mobilen Hänneschen-Theater von 1910 auf dem Neusser Platz in Köln
Vorstellung Hänneschen-Theater (ca. 1910) auf dem Neusser Platz

Gegründet wurden die Puppenspiele 1802 von dem Bonner Johann Christoph Winters (Gott sei Dank nicht von einem Düsseldorfer) und durch die nachfolgenden Generationen des Gründers bis 1919 betrieben. 1925 wurde das Theater durch die Kommission zur Wiederbelebung der Kölner Puppenspiele wieder ins Bewusstsein der Bürgerschaft gerückt und 1926 als städtische Einrichtung wiederbelebt. Die Puppenspieler sind heute Bedienstete der Stadt Köln, die sich ausschließlich um das Theater kümmern.

Historiker gehen davon aus, dass das Hänneschen in der Tradition der wandernden Puppenspieler steht, die aus Flandern und dem süddeutschen Raum seit Jahrhunderten auf Volksfesten und Kirchweihen das Volk erfreuten. Gesichert ist, dass Vorläufer der Puppenspiele, so wie wir sie kennen, Krippenspiele mit beweglichen Figuren waren.

Auch das Kölner Puppentheater führte in seinen Anfangsjahren Krippenspiele und andere geistliche Mysterien auf, gewürzt zum Teil mit komödiantischen Einlagen. So wurde zum Beispiel „Laurentius wird auf der Pfanne gebraten“ dargeboten. Wie überhaupt bei den Puppenspielen allgemein verlagerte sich das Repertoire hin zum Komödienhaften mit vielen Faxen und Possen. Man wollte schließlich das Publikum zum Lachen bringen.

Deshalb sagt der Kölner auch heute noch, wenn ihm jemand etwas Seltsames oder Unwahrscheinliches aufzuschwatzen sucht: „Verzäll mer kei Kreppche“ („Erzähl mir keinen Unsinn“).

Kölsches Stockpuppentheater

Das Kölner Hänneschen ist ein Stockpuppentheater. Wer meint, im Kölner Hänneschentheater könnte man in bequemen, modernen Sesseln der Aufführung folgen, der irrt. Holzbänke laden zum Verweilen ein, ganz so wie es das Ambiente des Theaters erfordert. Die Schauspieler stehen unsichtbar hinter der „Bretz“ (einer Bretterwand) und bewegen die Puppen auf einem Stock, dem so genannten „Faulenzer“. Mit einem Haltedraht in der rechten Hand hauchen sie der Puppe Leben ein.

Bild von einer Schallplatte des Hänneschen Leed
Im Jahre 1975 erschien sogar ein Lied „Herr Präsident, die Woosch“ vom Speimanes auf Schallplatte

Die Puppen des Theaters stellen unverwechselbare Typen dar. Sie sind Originale, um die sich die eine oder andere Legende rankt. Da aber die Aufführungen nicht ohne aktuelle Bezüge zum Geschehen in Köln auskommen, werden die „Stammpuppen“ fallweise durch weitere Typen ergänzt. So spielte in der Vergangenheit beispielsweise Hans Süper vom Colonia-Duett eine tragende Rolle.

Bild von enem Plakat des Kölner Hänneschen

Zentrale Figur und Namensgeber für das Theater ist selbstverständlich das Hänneschen. Er ist die Seele schlechthin, ein sympathischer Possenreißer und die Verkörperung des Guten. An seiner Seite agiert Bärbelchen, kokett und resolut, manchmal vorlaut, ewige Verlobte (oder Schwester) von Hänneschen. Besteva, Nicolas Knoll, ist der Großvater von Hänneschen und pocht als Patriarch und Ältester auf seine Autorität, die kaum jemand Ernst nimmt. Dem Alkohol und auch dem Streit ist er zugetan. Mariezebell (Bestemo) ist Hänneschens Großmutter und verkörpert die Boshaftigkeit im Alter. Zank und Streit sind bei ihr allgegenwärtig. Tünnes und Schäl dürfen als kölsche Originale nicht fehlen. Tünnes mit der roten Nase repräsentiert eine tumbe Gutmütigkeit, ein weiches Herz in rauher Schale. Schäl, der schielende Intrigant, verkörpert jemanden, der mit allen Wassern gewaschen ist und gerne falschen Rat erteilt.

Als Schnäuzerkowski wirkt ein im Rheinland ungeliebter, bärbeißiger preußischer Polizeioffizier mit, der an jeder Ecke Unheil wittert. Mählwurms Pitter, Köbes in einer Kölner Wirtschaft, tut sich durch übermäßigen Alkoholgenuss hervor und zettelt so manche Schlägerei an. Liebenswert ist hingegen Speimanes, der spuckende Hermann, ein verwachsenes Männlein mit nicht endend wollendem, saftigem Redeschwall. Trotz seines körperlichen Handicaps strahlt er Lebensfreude aus und wirkt als witziger Mittler bei Konflikten. Er ist es, der auf den Puppensitzungen den Karnevalsorden präsentiert mit den Worten: „Herr Prä..Prä..Präsident, die Woosch“. („Herr Präsident, die Wurst“ – ein Orden, der eine Blutwurst ist oder wie die Kölner sagen: eine Flönz!).

Die Geschichten des Kölsch Hänneschen spielen im imaginären Knollendorf. Fahren sie mal hin.

Bild vom Wagen Kölner Hänneschen im Kölner Rosenmontagszug 1907
Wagen zum Thema Kölner Hänneschen im Kölner Rosenmontagszug 1907

Weiterführende Links

Hänneschen und der Nationalsozialismus

Internetseite des Kölner Hänneschen

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